Friedrich II. – Kaiser, Antichrist, das Staunen der Welt
Friedrich II. (1194-1250) aus dem Geschlecht der Staufer war ein faszinierender und einflussreicher Herrscher, dessen Leben und Wirken bis heute kontrovers diskutiert wird. Schon zu seinen Lebzeiten kannte man die unterschiedlichsten Aussagen über ihn. Während einige Zeitgenossen ihn als „stupor mundi“, das „Staunen der Welt“ bezeichneten, war er bei anderen, beispielsweise den Päpsten seiner Zeit, weit weniger freundlich angesehen, sie verdammten ihn gar als Bestie und Antichrist.
Friedrich II. war der letzte große Stauferkaiser und eine der schillerndsten Gestalten des 13. Jahrhunderts. Seine Kindheit verbrachte der Enkel Friedrich Barbarossas in Sizilien. 1212 machte sich Friedrich II. mit kleinem Gefolge auf den Weg nach Deutschland, um jenseits der Alpen sein Erbe anzutreten. Noch im selben Jahr wurde er im Mainzer Dom zum König gekrönt und stellte auch seine ersten Urkunden aus, die “Sizilischen Goldenen Bullen“ für den böhmischen König. Acht Jahre später kehrte Friedrich II. 1220 nach Italien zurück, wo er in der Peterskirche zu Rom vom Papst zum „Romanorum Imperator“ gekrönt wurde.
In den folgenden 30 Jahren seiner Kaiserherrschaft kämpfte er sowohl mit den erstarkten norditalienischen Städten als auch mit dem Papsttum um die Vorherrschaft in Italien. Friedrich II. ging tatsächlich keinem Kampf aus dem Weg, weder auf intellektueller noch auf politischer oder militärischer Ebene. Er ignorierte viele gesellschaftliche Regeln seiner Zeit, schien keiner „Seite“ anzugehören. Auf dem Kreuzzug 1229 gelang ihm als erstem mittelalterlichen Herrscher die gewaltlose, weitgehende Freigabe Jerusalems aus den Händen der islamischen Eroberer. Mit dem Sultan al-Kamil verband ihn, so einige Quellen, sogar eine echte Freundschaft: ein frühes Beispiel friedvoller und fruchtreicher Wechselwirkung mit der „fremden Kultur Islam“.
Friedrich ließ sich in keine Schublade einordnen – damals wie heute. Leidenschaftlich und kühl berechnend, unmissverständlich und widersprüchlich, visionär und despotisch – der Stauferkaiser verkörperte viele Aspekte menschlichen Seins – wenn auch mit unvergleichlich größerem Anspruch und Einfluss als der durchschnittliche Mensch des Mittelalters. In seinem intensiven und durchaus facettenreichen Leben gründete Friedrich II. zudem die Universität von Neapel, verfasste eine naturwissenschaftliche Abhandlung über die Falkenjagd, sprach mehrere Sprachen, war viermal verheiratet und hatte – auch in zahlreichen außerehelichen Verbindungen – mehr als ein Dutzend Kinder.
Seine Urkunden sind Spiegel seiner Herrschaft und zugleich Zeichen seiner Maiestas, seiner Erhabenheit als Herrscher. Gleichzeitig erfüllten sie in der Zeit des Hochmittelalters auch die Funktion wirkungsvoller Medien in der kaiserlichen Image-Kampagne – sowohl was die Bedeutung ihres Inhalts betraf als auch in ihrem Layout.